1.8.2012
Den Traum von der eigenen Veröffentlichung meiner Gedanken muss ich jetzt wohl selbst in die Hände nehmen. Deswegen sitze ich jetzt im Zug und schreibe meinen ersten Reisebericht, der ins Internet kommt, um hoffentlich von vielen später gelobt zu werden.
Es ist zwar nicht die Transsibirische Eisenbahn, in der mein Freund mir gegenüber sitzt und sich an meinem Harry Potter Buch vergreift, aber im Inneren hat die Reise für mich angefangen. Der ICE heute bringt uns nach Frankfurt, wo meine Mutter schon mit gedecktem Tisch mit feinen russischen und kaukasischen Gerichten auf uns wartet. Der Plan für danach ist, übermorgen nach Moskau zu fliegen und uns dann von russischen Zügen in die Tiefen Asiens mitnehmen zu lassen.
Plan:
Moskau -> Jekaterinburg -> Irkutsk -> Ulan Bator -> Peking
Viele werden anerkennend nicken, andere werden die Augenbrauen in Erstaunen Richtung Stirn bewegen, mein Herz jedoch schlägt im Bereich meiner Stimmlippen und schnürt mir die Luft ein bisschen ab. Nach einem harten halben Jahr mit meiner Einbürgerung, die genau zweieinhalb Wochen vor Abfahrt durch die Zahnräder der Bürokratie fertig angekommen ist und den darauffolgenden Panikattacken, ob die drei Visa rechtzeitig fertig sind, habe ich genau heute meinen Pass endgültig abgeholt. Knapp, sagt ihr? Ich sage dazu: arschknapp. An dieser Stelle entschuldige ich mich für diesen und die den Blog begleitenden Kraftausdrücke.
Auf jeden Fall bin ich jetzt stolze Besitzerin eines deutschen Passes mit genau drei Einreiseerlaubnissen.
Für die, die eine konkrete Vorstellung von der Transsib, wie wir „coolen“ Menschen das nennen, haben wollen, hier die Informationen:
- „die“ transsibirische Eisenbahn an sich gibt es nicht. Nur die russischen Züge, die streckenweise Passagiere die Strecke befördern
- die Tickets sind nicht so teuer, wie man annehmen könnte. Wenn man jemanden russischsprachigen kennt oder selbst des Kyrillischen bewandert ist, kann man recht billig Tickets frühestens 45 Tage früher über rzd.ru buchen.
Die kompletten Reisekosten belaufen sich dann für die Drittklasse Reisenden auf maximal 450€, ohne Flugtickets. Im Reisebüro ist das natürlich um Einiges teurer.
- ob sich der Kauf eines Tickets für die dritte Klasse lohnt, erfahrt ihr ein bisschen später bei mir
- auch in der dritten Klasse gibt es Betten, keine Sorge
- die russische Bahn ist nach diversen Internetlektüren pünktlicher als wir Deutschen erwarten würden
- die komplette und pausenlose Zugfahrt dauert geschätzt eine Woche. Man darf sich selber zusammenstellen, wo man pausieren will und wie lange. Man muss aber beachten, dass die internationalen Züge nur an bestimmten Wochentagen fahren.
- laut Reiseführer könnte man die Tickets auch direkt am Schalter in Russland kaufen. Zu untouristischen Zeiten mag das auch zutreffen. Aber im Sommer, wo auch wir verkehren werden, ist es ratsam, vorzubestellen.
Bis jetzt kann ich nicht mehr Informationen aus erster Hand liefern.
Dafür aber kann ich wertvolle Tipps weitergeben, die sich aus den letzten Tagen ergeben haben:
1. Um Visa und Passgültigkeit rechtzeitig (!!!) kümmern
2. Visa dauern teuerstenfalls zweieinhalb Wochen (ca. 330€)
3. Das russische Visum ist das unangenehmste, da das russische Konsulat vom Antragsteller Dokumente über Versicherung, finanzielle Lage in Deutschland eine Einladung verlangt. Letztere stellt entweder eine einladende Person, die dafür in Russland in die nächstgrößere Stadt fahren und die Gebühren dafür bezahlen muss, oder ein Reisebüro aus. Dementsprechens ist es auch teuer.
4. Das chinesische Visum ist das anspruchsvollste, dafür aber das billigste (30€). Da man persönlich auf dem Konsulat auftauchen muss, spart man sich wenigstens die wirklich teuren Postkosten (wenn man eine Express-Sendung inklusive Verischerung bestellt). Der vierseitige Antrag muss ausgefüllt sein, die Hotel-Bestätigung und Krankenversicherungsschein beiliegen.
Ich rate wirklich jedem, sich vor Antragstellung sehr gut über die aktuellen Visa-Bestimmungen zu informieren. In meinem Fall wurde zwei Wochen vor meiner Antragstellung das Express-Visum in einem Tag abgeschafft.
5. Das mongolische Visum ist das einfachste. Man braucht einen Briefumschlag, noch einen Briefumschlag, Briefmarken, Pass und Geld. Der Visumsantrag ist schnell ausgefüllt. Dann an das einzige Konsulat Deutschlands in Berlin abgeschickt und nur noch warten.
Wenn man panisch anruft, um zu fragen, ob der Pass verloren gegangen ist, wird man zurückgerufen und sehr zuvorkommend beruhigt, dass das Visum erteilt wurde. Leider kann die Post in diesem Fall enttäuschen.
6. Post: Nicht verlässlich! Ich habe 36€ für Express-Sendungen gezahlt und fast ist mein Pass verloren gegangen, weil der Kurier keinen Zettel hinterlassen hat, wo er denn mein Päckchen abgeliefert hat. Mein Päckchen ist im kleinen Getränkeladen nebenan gelandet und die lustigen lesbischen Ladenbesitzerinnen, die zumeist selbst angetrunken in ihrem Zigarettenqualm sitzen und öfters eine Privatparty auf den 4 Quadratmetern veranstalten, haben leider auch vergessen, bescheidzusagen, dass etwas wirklich Wichtiges bei ihnen wartet.
7. Ob meine Packkünste und die online Checkliste sich ausgezahlt haben, muss ich dann aus Russland berichten.
Für einen ersten Bericht von einer Reise, die nicht mal richtig begonnen hat, habe ich schon zu viel geschrieben, also höre ich hier auf, mit dem eichfachsten Satzzeichen .
Post scriptum: Der ICE hat 70 min Verspätung.
Es ist zwar nicht die Transsibirische Eisenbahn, in der mein Freund mir gegenüber sitzt und sich an meinem Harry Potter Buch vergreift, aber im Inneren hat die Reise für mich angefangen. Der ICE heute bringt uns nach Frankfurt, wo meine Mutter schon mit gedecktem Tisch mit feinen russischen und kaukasischen Gerichten auf uns wartet. Der Plan für danach ist, übermorgen nach Moskau zu fliegen und uns dann von russischen Zügen in die Tiefen Asiens mitnehmen zu lassen.
Plan:
Moskau -> Jekaterinburg -> Irkutsk -> Ulan Bator -> Peking
Viele werden anerkennend nicken, andere werden die Augenbrauen in Erstaunen Richtung Stirn bewegen, mein Herz jedoch schlägt im Bereich meiner Stimmlippen und schnürt mir die Luft ein bisschen ab. Nach einem harten halben Jahr mit meiner Einbürgerung, die genau zweieinhalb Wochen vor Abfahrt durch die Zahnräder der Bürokratie fertig angekommen ist und den darauffolgenden Panikattacken, ob die drei Visa rechtzeitig fertig sind, habe ich genau heute meinen Pass endgültig abgeholt. Knapp, sagt ihr? Ich sage dazu: arschknapp. An dieser Stelle entschuldige ich mich für diesen und die den Blog begleitenden Kraftausdrücke.
Auf jeden Fall bin ich jetzt stolze Besitzerin eines deutschen Passes mit genau drei Einreiseerlaubnissen.
Für die, die eine konkrete Vorstellung von der Transsib, wie wir „coolen“ Menschen das nennen, haben wollen, hier die Informationen:
- „die“ transsibirische Eisenbahn an sich gibt es nicht. Nur die russischen Züge, die streckenweise Passagiere die Strecke befördern
- die Tickets sind nicht so teuer, wie man annehmen könnte. Wenn man jemanden russischsprachigen kennt oder selbst des Kyrillischen bewandert ist, kann man recht billig Tickets frühestens 45 Tage früher über rzd.ru buchen.
Die kompletten Reisekosten belaufen sich dann für die Drittklasse Reisenden auf maximal 450€, ohne Flugtickets. Im Reisebüro ist das natürlich um Einiges teurer.
- ob sich der Kauf eines Tickets für die dritte Klasse lohnt, erfahrt ihr ein bisschen später bei mir
- auch in der dritten Klasse gibt es Betten, keine Sorge
- die russische Bahn ist nach diversen Internetlektüren pünktlicher als wir Deutschen erwarten würden
- die komplette und pausenlose Zugfahrt dauert geschätzt eine Woche. Man darf sich selber zusammenstellen, wo man pausieren will und wie lange. Man muss aber beachten, dass die internationalen Züge nur an bestimmten Wochentagen fahren.
- laut Reiseführer könnte man die Tickets auch direkt am Schalter in Russland kaufen. Zu untouristischen Zeiten mag das auch zutreffen. Aber im Sommer, wo auch wir verkehren werden, ist es ratsam, vorzubestellen.
Bis jetzt kann ich nicht mehr Informationen aus erster Hand liefern.
Dafür aber kann ich wertvolle Tipps weitergeben, die sich aus den letzten Tagen ergeben haben:
1. Um Visa und Passgültigkeit rechtzeitig (!!!) kümmern
2. Visa dauern teuerstenfalls zweieinhalb Wochen (ca. 330€)
3. Das russische Visum ist das unangenehmste, da das russische Konsulat vom Antragsteller Dokumente über Versicherung, finanzielle Lage in Deutschland eine Einladung verlangt. Letztere stellt entweder eine einladende Person, die dafür in Russland in die nächstgrößere Stadt fahren und die Gebühren dafür bezahlen muss, oder ein Reisebüro aus. Dementsprechens ist es auch teuer.
4. Das chinesische Visum ist das anspruchsvollste, dafür aber das billigste (30€). Da man persönlich auf dem Konsulat auftauchen muss, spart man sich wenigstens die wirklich teuren Postkosten (wenn man eine Express-Sendung inklusive Verischerung bestellt). Der vierseitige Antrag muss ausgefüllt sein, die Hotel-Bestätigung und Krankenversicherungsschein beiliegen.
Ich rate wirklich jedem, sich vor Antragstellung sehr gut über die aktuellen Visa-Bestimmungen zu informieren. In meinem Fall wurde zwei Wochen vor meiner Antragstellung das Express-Visum in einem Tag abgeschafft.
5. Das mongolische Visum ist das einfachste. Man braucht einen Briefumschlag, noch einen Briefumschlag, Briefmarken, Pass und Geld. Der Visumsantrag ist schnell ausgefüllt. Dann an das einzige Konsulat Deutschlands in Berlin abgeschickt und nur noch warten.
Wenn man panisch anruft, um zu fragen, ob der Pass verloren gegangen ist, wird man zurückgerufen und sehr zuvorkommend beruhigt, dass das Visum erteilt wurde. Leider kann die Post in diesem Fall enttäuschen.
6. Post: Nicht verlässlich! Ich habe 36€ für Express-Sendungen gezahlt und fast ist mein Pass verloren gegangen, weil der Kurier keinen Zettel hinterlassen hat, wo er denn mein Päckchen abgeliefert hat. Mein Päckchen ist im kleinen Getränkeladen nebenan gelandet und die lustigen lesbischen Ladenbesitzerinnen, die zumeist selbst angetrunken in ihrem Zigarettenqualm sitzen und öfters eine Privatparty auf den 4 Quadratmetern veranstalten, haben leider auch vergessen, bescheidzusagen, dass etwas wirklich Wichtiges bei ihnen wartet.
7. Ob meine Packkünste und die online Checkliste sich ausgezahlt haben, muss ich dann aus Russland berichten.
Für einen ersten Bericht von einer Reise, die nicht mal richtig begonnen hat, habe ich schon zu viel geschrieben, also höre ich hier auf, mit dem eichfachsten Satzzeichen .
Post scriptum: Der ICE hat 70 min Verspätung.
Mimi_Lund - 3. Aug, 02:13